Genotyp, Phänotyp und das Vieraugenprinzip

In der Rassehundezucht unter dem Siegel der "Fédération Canine Internationale" (FCI) gilt das Prinzip der "externen Qualitätssicherung", wie man es im Management ausdrücken würde: Jeder Hund, der in der Zucht eingesetzt werden soll, muss auf einer bestimmten Zahl von Ausstellungen von geschulten Formwertrichtern beurteilt werden und dabei mindestens den in der jeweiligen Zuchtordnung festgelegten Formwert (Note) erreichen. Dabei wird überprüft, ob er hinsichtlich Aussehen und Wesen dem Rassestandard, d. h. dem Idealbild der Rasse ausreichend entspricht.

Es genügt also nicht, dass ein Hund aus einer vom Züchter gewählten Verpaarung von FCI-Rassehunden stammt und daher die richtigen Gene mitbringt (Genotyp). Er muss auch selbst dem entsprechen, was der von der FCI aufgelegte Rassestandard als typisch für diese Rasse bezeichnet (Phänotyp), und frei von unerwünschten Merkmalen oder ausschließenden Fehlern sein. Solche Fehler sind grundsätzlich gesundheitsrelevante Abweichungen wie z. B. eine Knickrute, zu große Augen, ein schlechtes Gebiss oder eine unharmonische Bewegung. Nur diese Kombination von sicherem Genotyp und kontrolliertem Phänotyp sowie zusätzlich die medizinische Kontrolle bestimmter erblicher Merkmale (Gentests, Patella-Untersuchung, Hüftgelenksröntgen usw.) stellen sicher, dass sich die Rassehundezucht nicht von den erklärten Zielen der FCI entfernt: gesunde, wesensfeste, schöne und funktionale – d. h. vitale und leistungsfähige – Hunde zu züchten.

Die externe Kontrolle (Vieraugenprinzip) liegt bezüglich des Genotyps beim Verband (bzw. Rasseclub), bezüglich der Gesundheit beim Tierarzt und bezüglich des Phänotyps beim Formwertrichter. Gemeinsam mit den Züchtern steuern daher die Formwertrichter, welche Merkmale forciert oder vermieden werden.

Der Terrier ist in dieser Hinsicht glücklicherweise eher problemlos, keine Terrierrasse weist "Qualzuchtmerkmale" auf: Terrier sind robuste, lebhafte, freundliche Hunde ohne Übertreibungen (Verzwergung, kurze Nase, Hautfalten, übertriebene Haarfülle usw.), mit hoher Lebenserwartung und Leistungsfähigkeit sowie mit gesundem Triebverhalten.

Ein paar kritische Worte

Die Rassehundezucht ist durch Gesetze (Tierschutz), aber vor allem durch Freiwilligkeit und freiwillige Verhaltensethik bestimmt. Wo aber Menschen am Werk sind, menschelt es. Das gilt umso mehr, als es schon auch um was geht (Anerkennung, Freundschaft, aber nicht zuletzt auch Einkommensmöglichkeiten).

Für mich steht in diesem Umfeld grundsätzlich der Hund im Mittelpunkt: sein Wohlergehen, seine Besonderheit und die Gesundheit und Harmonie der bestehenden Rassen. Networking und Beziehungen sind nicht meine Stärke, obwohl ich zugeben muss, dass es ohne sie nicht wirklich geht: Einen positiven Beitrag zum Ganzen kann man nur leisten, wenn man Insider bleibt. Von draußen geht gar nichts mehr. Deshalb ist für mich, bei allen Schwächen eines durch Freiwilligkeit und Ehrenamt geprägten Systems, die Zucht innerhalb der FCI-Organisationen in jedem Fall die beste Alternative.